Frühkindliche Reflexe
Was sind frühkindliche Reflexe und welche Aufgabe haben sie?
Welche Herausforderungen können Reste von frühkindlichen Reflexen aufwerfen?
Reflexe lösen unwillkürliche, also nicht willentlich steuerbare Reaktionen aus. Durch das stetig wiederkehrende Auslösen dieser spezifischen Reaktionen wird unser Gehirn geschult und lernt mit der Zeit, Bewegungsmuster auszuführen, ohne dass vorher ein bestimmter Auslöser gegeben sein muss. Aus reflexhaften Reaktionen werden absichtsvolle, plan- und steuerbare Handlungen. Es gibt Stolpersteine, die diese Hemmung oder Integration behindern können. Dies zeigt sich im menschlichen Körper durch Instabilität, Unsicherheiten und unpassenden Reaktionen.
Reste von frühkindlichen Reflexen an Beispielen von sprach-/ stimmtherapeutischen Symptomen
Beispiel Lispeln:
Ein häufiger ärztlicher Verordnungsgrund hinsichtlich der Sprachentwicklung ist z.B. der Sigmatismus interdentalis, besser bekannt als Lispeln. Dies zeigt sich oft nicht nur in der Artikulation, sondern auch in der Koordination und Spannung der Lippen bzw. der Zunge. Logopädische Therapieverfahren setzen in der Regel immer am Ort des Geschehens an, also am Mund.
Frühkindliche Reflexe:
Die meisten logopädischen Therapieformen beinhalten mundmotorische Wahrnehmungs- und Kräftigungsübungen. Frühkindliche Reflexe spielen hier aber eine nicht unerhebliche Rolle. In unserer Praxis zeigten alle bisher behandelten kleinen Klient*innen mit einem Lispeln u.a. Reste eines tonischen Labyrinthreflexes vorwärts (kurz TLR vorwärts):
Therapeutisches Vorgehen:
Es bietet sich demnach an, ein mundmotorisches Übungsprogramm mit Übungen zur Integration des TLRs zu kombinieren.
Beispiel psychogene Dysphonie:
Jeder Körper nutzt unterschiedliche Signale, um zu zeigen, wann seine Grenzen gerade mal wieder oder schon über einen längeren Zeitraum überschritten wurden. Auch wenn wir in einer stimmtherapeutischen Intervention nicht vorrangig die Integration von frühkindlichen Reflexen verfolgen, so dient das Miteinbeziehen und Beleuchten der Reflexe der Verdeutlichung von physiologischen Prozessen, die auch auf die Stimmgebung einen Einfluss haben.
Frühkindliche Reflexe:
Dysbalancen im vegetativen Nervensystem können Stimmstörungen ursächlich beeinflussen. Ein möglicher Grund dafür könnte ein nicht vollständig integrierter Mororeflex sein. Der Mororeflex sorgt wie kein anderes frühkindliches Bewegungsmuster dafür, dass unser Überleben gesichert wird. Er ist für die Freisetzung der Energien zuständig, die uns in unserem Alltagsleben funktionieren lassen:
Therapeutisches Vorgehen:
Sollte sich in der Anamnese und der Diagnostik der Verdacht von Resten einer noch vorhandenen Mororeaktion erhärten, würden wir neben der eigentlich stimmtherapeutischen Betreuung eine fachübergreifende Zusammenarbeit mit Ihrem*r Fachärzt*in und/ oder einer Heilpraktiker*in empfehlen, um aufgrund der produzierten Stresshormone wie oben beschrieben, die Unterstützung von Stoffwechselvorgängen zu unterstützen und auf Ebene des Nervensystems Abhilfe zu leisten.
Sprache Stimme Entwicklung
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